Das Wildlachszentrum Rhein-Sieg
von Hubert Linden
Die Erbrütungs- und Aufzuchtstation für die Wildlachse der Sieg entstand aus einer Initiative der Angler an Sieg, Bröl und Agger, die sich schon seit 1993 mit eigenen finanziellen Mitteln an der Wiedereinbürgerung des Atlantischen Lachses im Rhein- und Siegsystem beteiligen. Sie hatten Jahre zuvor überhaupt den Anstoß zur Rückkehr des Lachses in die Sieg gegeben. Unser Verein, der Fischschutzverein Siegburg, hat daran besonders hohen Anteil, denn hier am Buisdorfer Siegwehr entdeckten unsere Leute Ende der 1980er Jahre die ersten wieder heimkehrenden Meerforellen. Daraus entstand damals die Idee zum Programm „Lachs 2000“ und dem heutigen „Wanderfischprogramm NRW“.
Die hiesigen Fischereivereine waren es auch, die damals NRW-Umweltminister Matthiesen überzeugt hatten, endlich das Siegburger / Buisdorfer Wehr mit einem funktionierenden Fischpass auszustatten, indem sie 200.000,- DM aus eigenen Mitteln zum Umbau beisteuerten. Der Minister hatte sich überzeugen lassen und so wurden die Siegwehre Buisdorf, Unkelmühle bei Eitorf, Dattenfeld, Schladern und das Aggerwehr bei Troisdorf mit den heutigen Fischaufstiegen ausgestattet. Erst mit der damit stark verbesserten Durchgängigkeit der beiden Flüsse für wandernde Fische, der wichtigsten Voraussetzung für den Bestand aller Fischarten, war überhaupt daran zu denken, auch einen Versuch zu wagen, den ausgestorbenen Lachs wieder einzubürgern.
Als das Programm „Lachs 2000“, später das „Wanderfischprogramm NRW“ lief wurde aus unserem Verein die Idee geboren, dass sich die hiesigen Angler auch an diesem Programm besonders beteiligen sollten. Die anderen Vereine zogen mit und fortan sammelten sie wieder einmal Geld ein. Fünf Deutsche Mark, später 2,50 Euro wurden von jedem Mitglied der beteiligten Vereine jährlich aufgebracht um das Projekt Lachs zu unterstützen. Mehr als 300.000,- Euro einschließlich staatlicher Zuschüsse brachten die Angler auf diese Weise zusätzlich zum offiziellen Programm bis heute ein um Lachseier in Skandinavien zu kaufen, um geeignete Lachslebensräume zu erkunden und zu kartieren, um an der Agger eine Kontrollreuse zu finanzieren und um vieles mehr im Wanderfischprogramm finanzieren zu helfen.
Schließlich wurde die Idee zum Wildlachszentrum geboren um die Eier der rückkehrenden Sieglachse vor Ort zu erbrüten. Die Aufzuchtkapazität im Bruthaus des NRW-Umweltamtes in Albaum / Sauerland reichte nicht mehr aus und die Nähe zur Sieg versprach große Vorteile und ersparte weite Transportwege für empfindliche Lachse. Staatliche Fördermöglichkeiten wurden erkundet und schließlich realisierten europäische Fischereifördermittel den Bau des Lachszentrums. Voraussetzung aber war, dass hier vor Ort der Betrieb der Anlage für mindestens zwölf Jahre sichergestellt werden musste. Das gelang nur, weil die hiesigen Angler bereit waren, auch weiterhin erhebliche finanzielle Mittel über Jahre dafür bereit zu stellen. Über 100.000,- Euro, die inzwischen angespart worden waren, brachten die Vereine als Zustiftung in die Stiftung Wasserlauf ein und sie verpflichteten sich, weitere zwölf Jahre lang jährlich rund 9.000,- Euro (abhängig von ihren jeweiligen Mitgliederzahlen) zu leisten.
Das allein reichte aber bei weitem nicht aus und es mussten weitere Partner für diese finanzielle Herausforderung gewonnen werden. In langen Überlegungen mit dem Rheinischen Fischereiverband von 1880 e. V. (RhFiV) und den zuständigen staatlichen Stellen in NRW wurde schließlich eine dauerhaft tragfähige Lösung gefunden.
Träger des Wildlachszentrums wurde die Stiftung Wasserlauf. Sie und der RhFiV bringen erhebliche Mittel auf, ebenso das Land NRW. Fischereiabgabemittel (Gelder die alle Angler in NRW beim Lösen des Fischereischeins zahlen müssen) sind ein wichtiger Baustein und ein weiterer Beitrag kommt von der Sieg Fischerei-Genossenschaft (Zusammenschluss der Fischereirechtseigentümer). Alle diese Gruppen und Organisationen, um die wichtigsten zu nennen, sind wie die Fischereivereine an Sieg, Agger und Bröl heute Kooperationspartner beim Betrieb Wildlachszentrums. Ein sehr wichtiger Kooperationspartner wurde mit dem Wahnbachtalsperrenverband gewonnen, der sein Gelände an der Trinkwasseraufbereitungsanlage in Siegelsknippen als Standort zur Verfügung stellte. Hier war ein gut Teil wichtige Infrastruktur, die mit benutzt werden konnte, bereits vorhanden und vor allem gab es Wasser in allerbester Qualität und zu äußerst günstigen Konditionen, die wichtigste Voraussetzung überhaupt.
Die Politik im Lande NRW, im Rhein-Sieg-Kreis und bei der Stadt Siegburg spielte dankenswerter Weise mit und schuf die Möglichkeit zur Errichtung des Wildlachszentrums Rhein-Sieg. Die Angler im Rhein-Sieg-Kreis können stolz auf das bisher erreichte sein. Angler sind die Artenschützer für die Fische. Das ist überall und auch hier bei uns so. Keine der Naturschutzorganisationen, die mitunter argwöhnisch auf uns blicken, weil sie nicht mögen, dass Angler intakte Fischbestände auch nutzen, haben ähnliches vorzuweisen.
Der Lachs in NRW kann natürlich noch nicht anglerisch genutzt werden. Er genießt ganzjährige Schonzeit. Nichts erscheint mir jedoch erstrebenswerter, als eines Tages wieder Lachsbestände zu haben, die man auch mit gutem Gewissen verantwortungsvoll nutzen kann. Ein wirklich großes Naturschutzziel!